Wie viele Lindenbacher, sind auch Herr und Frau Hansen
mit ihrer 13-jährigen Enkeltochter in den Urlaub gefahren.
Vorher hatte Herr Hansen noch eine klare Ansage gemacht:
„Im Urlaub wird das gemacht, was Opa sagt!“ – eine schöne
Theorie. In der Praxis sah das natürlich ganz anders aus.
Denn mit einem 13-jährigen, pubertierenden Kind wird jede
Ansage zum Abenteuer.
Station 1: Der Tegernsee.
Leider fiel der Aufenthalt eher ins Wasser – im wahrsten
Sinne des Wortes. Regen, Regen und nochmals Regen.
Nur eine Wanderung war möglich. Ausgerüstet mit
Bergschuhen und Rucksack ging es mit der Seilbahn auf die
Schlierseebergalm. Oma und Opa genossen den
wunderbaren Ausblick – die Enkeltochter hatte dagegen
lieber ihr Handy vor der Nase. Schon nach einer Stunde
kam die Frage: „Wann sind wir wieder an der Seilbahn?“
Da lagen bei Opa die Nerven blank, Oma blieb gelassen.
Nach vier anstrengenden Stunden war die Seilbahn endlich
erreicht. Glücklich war vor allem die Enkelin – nicht zuletzt,
weil es nun mit der Sommerrodelbahn ins Tal ging. Oma
und Opa bevorzugten dann doch die Seilbahn. Kaum untenangekommen, fing es wieder an zu regnen. Glück gehabt.
So ging es die ganze Woche: kurze Ausflüge, viel Regen,
genervte Enkelin am Handy – und sämtliche Feste rund um
den See abgesagt. „In Bayern wird eben nur bei
Sonnenschein gefeiert,“ meinte Opa trocken, „wir
Norddeutschen sind da robuster!“
Station 2: Die schwäbische Alb.
Nächstes Ziel war der Besuch der Tochter auf der Alb. Das
Wetter: na ja, etwas besser, aber immer noch
durchwachsen. Die Jugendherberge an der Donau war
schön, nur die gemeinsame Zimmeraufteilung sorgte für
Drama. „Mit Oma und Opa in einem Zimmer? Niemals!“ –
und so landete Opa schließlich im Etagenbett. Nicht gerade
altersgerecht, aber was macht man nicht alles.
Die Ausflüge waren abwechslungsreich: Sigmaringen,
Schloss Hohenzollern, Konstanz am Bodensee. Während
Oma und Opa begeistert durch die Altstadt schlenderten,
hatte die Enkeltochter nur eines im Sinn: shoppen. Da ihr
Taschengeld schon lange aufgebraucht war, sprang Oma
ein. Das Versprechen „Oma, ich gebe dir das Geld zuhause
wieder!“ dürfte vielen bekannt vorkommen. Opa hingegen
verschwand lieber auf eigene Faust und ließ sich dank
Handyortung wieder einsammeln.
Station 3: Die Heimfahrt.
Bis kurz vor Hannover lief alles reibungslos. Dann eine
Verkehrsmeldung: Vollsperrung auf der A7. Opa beschloss,
den Stau zu umfahren. Navigationssystem im Auto und
Handy-Navi gleichzeitig – das konnte ja nur schiefgehen.
Oma übernahm die Navigation mit dem Handy: „Immer
geradeaus!“ – während das Auto-Navi verzweifelt „Bitte
wenden!“ rief. Nach einer halben Stunde dämmerte Opa,dass etwas nicht stimmen konnte. Ein kurzer Halt, ein Blick
aufs Handy – und siehe da: statt Richtung Heimat ging es
zurück.
Die Diskussion im Auto war entsprechend lebhaft. Oma
fühlte sich unschuldig: „Du hättest ja selber nachsehen
können!“ Die Enkeltochter stöhnte genervt: „Typisch!“ Und
Opa dachte sich nur: „Tolle Frauenlogik – Nord mit Süd
verwechseln, aber am Ende bin ich schuld.“
Trotz allem kamen die Hansens wieder heil in Lindenbach
an – um eine Erfahrung reicher und mit der Gewissheit:
Urlaub mit 13-Jährigen ist die beste Schule in Geduld,
Humor und Gelassenheit.
Diese Dorfgeschichte erschien in “Göhl aktuell”